KI-Blase vor dem Platzen? Warum eine Tech-Korrektur den Goldpreis kurzfristig mitreißen könnte

Die Rally bei KI-Aktien hat den Markt monatelang dominiert und Indizes auf immer neue Höchststände getrieben. Doch die Bewertungen sind auf einem gefährlichen Niveau angelangt, das viele Beobachter an die Dotcom-Blase erinnert. Experten warnen nun eindringlich vor einer bevorstehenden Marktkorrektur im Technologiesektor, die längst überfällig scheint.

Was viele Anleger, insbesondere im Edelmetallsektor, nicht auf dem Radar haben: Ein plötzlicher Abverkauf bei KI-Aktien könnte einen Volatilitätsschock auslösen. Dieser Schock würde sich wie eine Welle durch alle Anlageklassen fressen und auch den Goldpreis temporär empfindlich unter Druck setzen. Wir analysieren die Zusammenhänge und zeigen, warum Gold-Anleger jetzt die Tech-Indizes im Auge behalten müssen.

 

Analyse: Darum ist der KI-Sektor korrekturanfällig

Die Euphorie der letzten Monate weicht einer nüchternen Betrachtung der Realität. Die Risiken im KI-Sektor sind klar definiert und nehmen täglich zu. Marktbeobachter sehen vor allem drei kritische Punkte, die eine Korrektur wahrscheinlich machen:

 

  • Astronomische Bewertungen: Der vielleicht offensichtlichste Punkt. Viele KI-Titel handeln auf Multiplikatoren, die zukünftige Gewinne eskomptieren, die selbst bei optimistischsten Prognosen kaum zu rechtfertigen sind. Die Marktkapitalisierung einiger Unternehmen steht in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen, aktuellen Gewinnen oder Umsätzen. Die Fallhöhe bei auch nur leichten Enttäuschungen bei den Wachstumszielen ist enorm.

 

  • Fehlende Marktbreite: Der Aufschwung der großen Indizes wurde über Monate hinweg nur von einer Handvoll „Mega-Caps“ (wie Nvidia, Microsoft etc.) getragen. Der Rest des Marktes konnte oft nicht Schritt halten. Bricht diese Unterstützung der wenigen Zugpferde weg, fehlt dem Gesamtmarkt ein wichtiges Standbein. Eine solche Konstellation ist historisch instabil und kann eine Korrektur massiv beschleunigen.

 

  • Expertenwarnungen werden lauter: Renommierte Bankhäuser und Analysten, die sich lange zurückgehalten haben, sprechen nun offen von „Anzeichen der Müdigkeit“ im Sektor. Ole Hansen, Rohstoffstratege bei der Saxo Bank, gehört zu jenen, die einen „Reset“ der überzogenen Erwartungen für unausweichlich halten. In den Analysen stehen Rücksetzer von 10 bis 20 Prozent im Raum – eine Größenordnung, die den breiten Markt infizieren würde.

 

Der Volatilitätsschock: Von KI-Aktien zum Gesamtmarkt

Das Hauptrisiko für Anleger ist kein langsames, geordnetes „Abkühlen“ des Marktes. Die wahre Gefahr liegt in einem plötzlichen Anstieg der Volatilität, einem sogenannten „Volatilitätsschock“. Wenn ein derart kapitalintensiver Sektor wie der KI-Bereich abrupt korrigiert, löst dies eine unmittelbare Kettenreaktion aus.

Investoren geraten massiv unter Druck, Positionen zu verkaufen. Dieses Phänomen ist als Deleveraging bekannt. Anleger, die (oft befeuert durch die Gier der letzten Monate) mit Hebel, also geliehenem Geld, agieren, müssen bei fallenden Kursen Sicherheiten nachschießen. Können sie das nicht, werden ihre Positionen zwangsliquidiert.

Anleger müssen verstehen: In einer solchen Panikphase wird nicht mehr rational und selektiv verkauft. Es kommt zu einer breiten, marktübergreifenden Liquidation. Investoren verkaufen was sie können, um Risiken zu reduzieren und Verluste in anderen Bereichen zu decken. Laut Ole Hansen ist dieser „Übertragungskanal“ von Aktienvolatilität zu Rohstoffpreisen einer der am meisten unterschätzten am Markt.

 

Goldpreis unter Druck: Das Liquidations-Dilemma im Detail

Dies führt zu einem scheinbaren Widerspruch, der gerade für Edelmetall-Anleger frustrierend sein kann. Gold gilt als der ultimative sichere Hafen und sollte von fallenden Aktienmärkten und Krisen profitieren. Kurzfristig ist jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gegenteil der Fall.

Setzt ein scharfer Abverkauf im KI-Sektor ein, gerät auch der Goldpreis unter Druck. Der Grund ist einfach: In einer akuten Liquiditätskrise gilt: Cash is King. Investoren, die im Tech-Sektor hohe Verluste realisieren, benötigen dringend Liquidität. Sie müssen Margin Calls (Nachschussforderungen ihrer Broker) bedienen oder schlicht ihre Bücher ausgleichen.

In solchen Momenten wird das verkauft, was schnell und einfach liquidierbar ist und vielleicht sogar noch Gewinne aufweist. Goldpositionen sind hochliquide und werden daher oft genutzt, um die „Feuer“ im Aktiendepot zu löschen. Es drohen „kurzfristige Gold-Liquidationen“, die den Preis drücken, obwohl die Krise ihren Ursprung im Aktienmarkt hat. Der sichere Hafen Gold funktioniert in einem akuten Volatilitätsschock oft nicht als unmittelbare Absicherung, sondern als Liquiditätsquelle.

 

Ausblick für Anleger: Langfristige Gold-Chancen bleiben intakt

Für Anleger ist die Unterscheidung zwischen dem kurzfristigen Preis und dem langfristigen Wert entscheidend. Ein durch KI-Aktien ausgelöster Volatilitätsschock ist ein temporäres, technisches Markt-Ereignis.

Er ändert absolut nichts an den fundamentalen Treibern für Gold.

Die strategischen Gründe für ein Gold-Investment bleiben vollumfänglich bestehen und werden durch die Volatilität im Tech-Sektor eher noch gestärkt. Dazu zählen primär der Schutz vor Inflation, die massive Absicherung gegen geopolitische Risiken und die unersetzliche Funktion als Gegengewicht zu ausufernder globaler Staatsverschuldung und den damit verbundenen Währungsrisiken.

Experten wie Hansen betonen, dass solche Schocks zwar die kurzfristigen Preissignale verzerren, aber den robusten makroökonomischen Kurs von Gold langfristig nicht beeinflussen.

Fazit für Anleger: Sehen Sie eine Korrektur im KI-Sektor als das größte kurzfristige Risiko für alle Märkte, einschließlich Gold. Wer kurzfristig agiert, muss mit fallenden Goldpreisen rechnen. Wer jedoch langfristig investiert ist, sollte fundamentale Goldpositionen nicht überstürzt aufgeben, sondern könnte einen solchen technischen Rücksetzer sogar als Kaufgelegenheit betrachten.